von Denise Pätzold

Gesundheit & Ernährung

Was bedeutet es, hochsensibel zu sein?

Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal. Hochsensible Menschen (HSP – Highly Sensitive Persons) nehmen Reize intensiver wahr – sowohl äußerlich (Licht, Geräusche, Gerüche) als auch innerlich (Gefühle, Gedanken, Stimmungen anderer Menschen). Ihr Nervensystem verarbeitet Informationen tiefgehender – das kann eine große Stärke sein, aber auch zur Belastung führen.

Psychologin Elaine Aron, die den Begriff populär machte, geht davon aus, dass etwa 15–20 % der Menschen hochsensibel sind. Sie sind häufig sehr empathisch, kreativ, gewissenhaft – aber eben auch schneller erschöpft, wenn zu viele Reize auf sie einströmen.

Hochsensibilität vs. Nicht-Hochsensibilität – Wo liegt der Unterschied?

Der entscheidende Unterschied liegt nicht in der Empfindlichkeit an sich, sondern in der Reizverarbeitung. Hochsensible Menschen filtern weniger Informationen heraus. Was andere einfach „ausblenden“, wirkt bei HSP intensiver – und bleibt oft länger nach.

Hochsensible Menschen Nicht-hochsensible Menschen
Tiefergehende Verarbeitung Oberflächlichere Reizverarbeitung
Schnelle Überstimulation Höhere Reiztoleranz
Intensives emotionales Erleben Geringere emotionale Erschütterung
Höhere Empathie Stärkerer Selbstschutz

Wie fühlt sich Reizüberflutung an?

Reizüberflutung tritt auf, wenn zu viele Eindrücke in kurzer Zeit aufgenommen werden – ohne Möglichkeit zur Verarbeitung. Für Hochsensible ist das schnell der Fall.

Typische Anzeichen:

  • Gereiztheit, Überforderung, Rückzugswunsch
  • Innere Unruhe oder das Gefühl, „zu viel im Kopf“ zu haben
  • Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Reizbarkeit
  • Körperliche Reaktionen wie Kopfschmerzen, Verspannungen, Herzrasen
  • Bedürfnis nach Ruhe, Dunkelheit oder Alleinsein

Langfristig kann chronische Reizüberflutung zu Burnout-ähnlichen Symptomen führen – deshalb ist bewusster Umgang so wichtig.

7 Tipps, um Reizüberflutung im Alltag vorzubeugen

1. Schaffe regelmäßige Rückzugsräume

Plane täglich Zeiten ein, in denen du dich bewusst aus der Reizflut zurückziehst – z. B. mit geschlossenen Augen, in der Natur oder an einem ruhigen Ort. Stille ist Medizin für hochsensible Nerven.

2. Grenzen setzen – ohne schlechtes Gewissen

Sag bewusst Nein, wenn dein innerer Akku leer ist. Du musst dich nicht rechtfertigen. Hochsensible brauchen mehr Pausen und weniger Termine – und das ist völlig okay.

3. Bewusster Medienkonsum

Reduziere den Konsum von Nachrichten, Social Media und digitalen Geräten. Vieles, was du „nebenbei“ aufnimmst, wirkt innerlich nach. Wähle gezielt aus, womit du dich umgibst.

4. Erdung durch Körperarbeit

Sanfte Bewegung, Entspannungsübungen, Barfußgehen in der Natur oder bewusstes Atmen hilft, dich aus dem „Kopfkino“ zurück in den Körper zu holen – und das Nervensystem zu beruhigen.

5. Achtsamkeitsrituale integrieren

Beginne oder beende deinen Tag mit kleinen Ritualen: Kerze anzünden, Tagebuch schreiben, Atemübungen. Sie helfen dir, dich zu zentrieren – besonders nach intensiven Eindrücken.

6. Sensorische Reize dosieren

Trage z. B. geräuschdämmende Kopfhörer in lauten Umgebungen, reduziere grelles Licht oder sorge für weiche Kleidung ohne kratzende Materialien. Kleinigkeiten machen für HSP einen großen Unterschied.

7. Umgib dich mit unterstützenden Menschen

Wähle bewusst, mit wem du Zeit verbringst. Menschen, die dich verstehen, respektieren deine Bedürfnisse und geben dir Raum. Ein unterstützendes Umfeld ist Gold wert.

Fazit: Hochsensibilität ist ein Geschenk – wenn du gut für dich sorgst

Reizüberflutung gehört zum Leben hochsensibler Menschen – aber sie ist kein Schicksal. Mit bewussten Strategien kannst du dein Nervensystem stärken und deinen Alltag so gestalten, dass du nicht nur „überlebst“, sondern aufblühst.

Erkenne deine Grenzen – und ehre sie. Denn wer gut für sich sorgt, kann seine feine Wahrnehmung als wertvolle Stärke leben.

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