von Denise Pätzold
Geist & Seele
Die Sprache des Herzens verstehen
Gefühle sind die Sprache unserer Seele. Sie zeigen uns, ob unsere Bedürfnisse erfüllt oder unerfüllt sind – und sind damit ein Kompass für unser inneres Erleben. In der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) nach Marshall B. Rosenberg spielen Gefühle eine zentrale Rolle, denn sie verbinden uns mit unserer Menschlichkeit und mit der anderer.
Was sind Gefühle?
Gefühle sind innere Empfindungen, die wir als Reaktion auf das, was wir erleben, wahrnehmen. Sie entstehen nicht durch andere Menschen oder Situationen an sich, sondern dadurch, ob unsere Bedürfnisse erfüllt sind oder nicht.
- Wenn unsere Bedürfnisse erfüllt sind, empfinden wir angenehme Gefühle: Freude, Ruhe, Dankbarkeit, Vertrauen, Geborgenheit.
- Wenn unsere Bedürfnisse unerfüllt sind, erleben wir unangenehme Gefühle: Trauer, Wut, Angst, Enttäuschung, Ohnmacht.
Gefühle sind also kein Zeichen von Schwäche, sondern ein wertvolles Signal, das uns Orientierung schenkt:
„Gefühle sind die Wegweiser zu unseren Bedürfnissen.“ – Marshall B. Rosenberg
Gefühlsliste GfK als PDF-Download
Lade dir hier die Liste mit Gefühlen in der Gewaltfreien Kommunikation herunter.
Echte Gefühle und Pseudo-Gefühle
Rosenberg unterscheidet klar zwischen echten Gefühlen und sogenannten Pseudo-Gefühlen(oder Gedanken-Gefühlen).
Echte Gefühle
Echte Gefühle drücken unser inneres Erleben aus – sie kommen aus uns selbst.
Beispiele:
- Ich bin traurig.
- Ich fühle mich unsicher.
- Ich bin froh.
- Ich fühle mich verletzt.
Diese Worte beschreiben klar eine Empfindung, ohne jemandem die Schuld zu geben.
Pseudo-Gefühle
Pseudo-Gefühle klingen oft wie Gefühle, sind aber versteckte Bewertungen oder Vorwürfe.
Beispiele:
- Ich fühle mich nicht respektiert.
- Ich bin verletzt worden.
- Ich fühle mich ausgenutzt.
- Ich fühle mich angegriffen.
Hier steckt meist schon ein Urteil über das Verhalten des anderen dahinter. Statt das Gefühl auszudrücken, sagen wir, was wir über den anderen denken. Rosenberg lädt uns ein, diese Gedanken umzuwandeln in echte Gefühle:
Statt „Ich fühle mich ausgenutzt“ → „Ich bin traurig und enttäuscht, weil mir Fairness und Anerkennung wichtig sind.“
Gefühle nach Rosenberg
Nach Marshall Rosenberg sind Gefühle der zweite Schritt im sogenannten Vier-Schritte-Modell der Gewaltfreien Kommunikation. Sie sind das Bindeglied zwischen Wahrnehmung und Bedürfnis.
Das Modell lautet:
- Beobachtung – Was sehe oder höre ich, ohne zu bewerten?
→ „Wenn ich sehe, dass du während meines Vortrags auf dein Handy schaust…“ - Gefühl – Was fühle ich in mir?
→ „… fühle ich mich unsicher und abgelenkt.“ - Bedürfnis – Welches Bedürfnis steckt dahinter?
→ „… weil mir Aufmerksamkeit und Resonanz wichtig sind.“ - Bitte – Was wünsche ich mir konkret?
→ „… würdest du dein Handy bitte kurz weglegen, bis ich fertig bin?“
Dieses einfache, aber tiefgehende Modell führt uns weg von Vorwürfen und hin zu Verständnis und Verbindung.
Kleine Übung für den Alltag
Wenn du das nächste Mal stark reagierst, halte einen Moment inne und gehe innerlich die 4 Schritte von Rosenberg durch:
- Was habe ich beobachtet?
- Was fühle ich gerade?
- Welches Bedürfnis steckt dahinter?
- Was kann ich mir oder anderen als Bitte formulieren?
Schreibe dir deine Antworten kurz auf oder sprich sie laut aus. So trainierst du, immer klarer zu werden – und aus echtem Kontakt statt aus Reaktion zu handeln.
Fazit
Gefühle sind die Sprache des Herzens – sie wollen uns nichts Böses, sondern zeigen uns, wo wir stehen. In der Gewaltfreien Kommunikation lernen wir, diese Gefühle bewusst wahrzunehmen, von Bewertungen zu trennen und mit unseren Bedürfnissen zu verbinden. So entsteht innere Klarheit – und aus dieser Klarheit wächst echte Verbindung zu uns selbst und zu anderen.
„Jedes Gefühl ist eine Einladung, in Kontakt zu kommen – mit dem Leben in uns.“
– Marshall B. Rosenberg
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Gefühlsliste GfK als PDF-Download
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