von Denise Pätzold

Geist & Seele

Wie Kinder Achtsamkeit lernen und davon im Alltag profitieren können

In einer Welt, die immer schneller wird, ist es wichtiger denn je, Kindern Räume zur inneren Ruhe und Selbstwahrnehmung zu schaffen. Achtsamkeit, also das bewusste Wahrnehmen des gegenwärtigen Moments ohne zu urteilen, kann schon im Kindesalter eine wertvolle Ressource sein – für emotionale Stabilität, Konzentration und ein gesundes Miteinander.

Was bedeutet Achtsamkeit bei Kindern?

Achtsamkeit bei Kindern bedeutet, sie darin zu fördern, ihre Gedanken, Gefühle und Sinneseindrücke bewusst wahrzunehmen. Es geht nicht darum, dass Kinder stillsitzen und meditieren wie Erwachsene, sondern altersgerechte Wege zu finden, mit denen sie sich selbst besser spüren und im Hier und Jetzt ankommen können.

Kinder lernen über Spiel, Bewegung, Rituale und direkte Erfahrung. Deshalb sind Achtsamkeitsübungen für sie besonders dann wirksam, wenn sie kreativ, körperlich erfahrbar und mit Freude verbunden sind.

Anleitung als PDF-Download

Lade dir hier die 5 Achtsamkeitsübungen für Kinder herunter.

Warum ist Achtsamkeit für Kinder wichtig?

Achtsamkeit kann Kindern in vielerlei Hinsicht helfen:

  • Emotionale Regulation: Kinder lernen, ihre Gefühle besser zu erkennen und damit umzugehen.
  • Konzentration & Fokus: Durch Achtsamkeit schulen sie ihre Aufmerksamkeit – hilfreich z. B. in der Schule.
  • Soziale Kompetenzen: Wer sich selbst wahrnimmt, kann auch andere besser verstehen.
  • Stressreduktion: Achtsamkeit stärkt innere Ruhe und Resilienz gegenüber Stress.

Fünf einfache Achtsamkeitsübungen für Kinder

1. Der Glockenklang – Zuhören mit allen Sinnen

Ziel: Schulung der auditiven Achtsamkeit und Konzentration.

Anleitung:

  1. Setze die Kinder in einem Kreis oder an einem ruhigen Ort.
  2. Erkläre: „Wir machen jetzt unsere Ohren ganz groß und hören nur auf einen einzigen Ton.“
  3. Schlage eine Klangschale oder einen Gong sanft an.
  4. Die Kinder schließen die Augen und heben die Hand, solange sie den Klang noch hören.
  5. Wenn der Klang nicht mehr hörbar ist, nehmen sie die Hand wieder herunter.

Variation: Danach können die Kinder erzählen, wie sich der Ton angefühlt hat, ob er lang oder kurz war, hoch oder tief.

2. Gefühlswetter – Achtsamkeit für die innere Welt

Ziel: Entwicklung emotionaler Achtsamkeit.

Anleitung:

  1. Stelle die Frage: „Wie fühlt es sich heute in dir drin an? Welches Wetter ist gerade in deinem Herzen?“
  2. Gib Beispiele: „Ist es sonnig, regnet es ein bisschen, gibt es ein kleines Gewitter oder ist es neblig?“
  3. Die Kinder dürfen sich dazu äußern, malen oder ihre Wetterlage pantomimisch darstellen.

Wichtig: Es geht nicht um Bewertung – jedes „Wetter“ ist erlaubt. So lernen Kinder, Gefühle zu benennen und anzunehmen.

3. Der Atemballon – Ruhig werden mit dem eigenen Atem

Ziel: Beruhigung, Körper- und Atemwahrnehmung.

Anleitung:

  1. Die Kinder legen sich auf den Rücken (z. B. auf eine Matte).
  2. Gib jedem Kind ein kleines Kuscheltier, das auf den Bauch gelegt wird.
  3. Erkläre: „Wir pusten unser Kuscheltier wie auf einem Luftballon ganz sanft nach oben – und lassen es dann wieder sinken.“
  4. Die Kinder atmen bewusst tief ein und aus, beobachten dabei die Bewegung des Kuscheltiers.

Dauer: 2–3 Minuten reichen oft schon, um zur Ruhe zu kommen. Ideal als Übergangsritual nach lebhaften Aktivitäten.

4. Barfußweg – Achtsamkeit durch Körper- und Sinneserfahrung

Ziel: Förderung der Körperwahrnehmung und des achtsamen Gehens.

Anleitung:

  1. Bereite einen kleinen Barfußpfad vor (z. B. mit Tüchern, Gras, Sand, Steinen, Korken, Moos etc.).
  2. Die Kinder ziehen die Schuhe aus und gehen einzeln oder nacheinander ganz langsam über den Pfad.
  3. Lade sie ein, ganz bewusst zu spüren: „Wie fühlt sich der Boden an? Ist es warm, kühl, weich, kribbelig? Spürst du deine Füße?“
  4. Danach dürfen die Kinder über ihre Eindrücke sprechen oder ein Lieblingsmaterial benennen.

Tipp: Auch drinnen mit improvisierten Materialien (z. B. Kissen, Stoffe, Reis in Schalen) möglich.

5. Achtsames Essen – Mit allen Sinnen genießen

Ziel: Schulung der Sinneswahrnehmung und Wertschätzung.

Anleitung:

  1. Gib jedem Kind ein kleines Stück Obst (z. B. eine Rosine, Apfelstück, Traube).
  2. Erkläre: „Wir essen das jetzt nicht schnell – sondern wie ein Forscher: ganz langsam und mit allen Sinnen.“
  3. Die Kinder betrachten das Stück, riechen daran, tasten es, hören vielleicht sogar, wie es klingt beim Drücken oder Brechen.
  4. Dann erst: bewusstes Kauen – „Wie schmeckt es? Wie fühlt es sich im Mund an?“

Optional: eine kurze Austauschrunde danach – „Was hast du heute neu entdeckt beim Essen?“

Variation: Diese Übung kann regelmäßig als „achtsamer Imbiss“ gestaltet werden – auch in kleinen Gruppen.

Fazit

Achtsamkeit ist keine Technik, die man Kindern „beibringt“, sondern eine Haltung, die wir gemeinsam mit ihnen entdecken können. In kleinen Momenten – beim Atmen, Fühlen, Lauschen – öffnen sich Räume der Ruhe, Selbstwahrnehmung und Verbundenheit. Pädagog:innen und Eltern können durch einfache Übungen Achtsamkeit auf spielerische Weise in den Alltag integrieren – und Kindern so ein wertvolles Werkzeug fürs Leben mitgeben.

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