von Martin Hoffmann
Reisen & Erleben
Vegan zu reisen heißt nicht, nur auf tierische Produkte zu verzichten. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der Achtsamkeit, Nachhaltigkeit und Respekt in all den Entscheidungen des Reisealltags mitdenkt – von Unterkunft über Transport bis zu Aktivitäten. Veganismus und bewusstes Reisen ergänzen sich ideal: Beide wollen vermeiden, unnötigen Schaden anzurichten, Verantwortung zu übernehmen und Orte authentisch zu erleben.
Vegan Reisen ist eine Einladung, sich intensiver mit Kultur, Küche und Natur auseinanderzusetzen und gleichzeitig mit gutem Gewissen unterwegs zu sein.
Chancen und Herausforderungen veganer Reisen
Chancen
- Nachfrage erzeugen: Jede ausgegebene vegane Bestellung zeigt Hotels und Restaurants, dass pflanzliche Optionen erwünscht sind.
- Regional und saisonal erleben: Eine pflanzenbasierte Ernährung lenkt den Blick stärker auf lokale Zutaten und traditionelle vegetarische Gerichte.
- Weniger Umweltbelastung: Tierprodukte haben oft eine größere ökologische Fußspur (Flächen, Wasser, Emissionen).
- Gesundheit und Wohlbefinden: Frisches Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte sind oft Teil des Standards – gesund und nahrhaft.
Herausforderungen
- Sprach- und Verständigungsbarrieren: In manchen Ländern wird „vegan“ nicht verstanden oder nicht verwendet.
- Limitierte Auswahl auf dem Land: In abgelegenen Regionen sind oft nur traditionelle Gerichte mit Fleisch, Fisch oder Milchprodukten verfügbar.
- Buffetfalle & All-Inclusive: Große Hotelbuffets haben oft nur vereinzelte vegane Optionen oder setzen tierische Produkte versteckt ein.
- Kosmetika und Ausstattung: Auch Bettwäsche, Kissenfüllungen, Pflegeprodukte oder Ledermöbel können tierische Bestandteile enthalten – ein Aspekt des veganen Reisens, der oft übersehen wird.
Trotz dieser Hürden: Mit guter Vorbereitung und Flexibilität ist veganes Reisen heute machbar und genussvoll.
Vorbereitung & Planung
Ziel und Recherche
Suche gezielt nach vegan-freundlichen Reisedestinationen oder Städten mit guter pflanzlicher Infrastruktur. Nutze Blogs, vegane Reiseführer und Erfahrungsberichte, um Länder oder Regionen mit guten Chancen auszumachen.
Unterkunft auswählen
- Vegan Hotels / Unterkünfte: Plattformen wie Veggie-Hotels, Vegan Welcome oder spezielle Anbieter bieten bereits vegane Optionen.
- Ferienwohnungen / Selbstversorger-Unterkünfte: Ideal, wenn du selbst kochen kannst – dann hast du Kontrolle über Zutaten und Menü.
Wenn du ein normales Hotel wählst, frage vorher nach veganen Optionen und informiere über deine Wünsche. Mehrere Erfahrungsberichte zeigen, dass viele Hostels und Hotels bereit sind, extra ein paar vegane Gerichte bereitzustellen, wenn man frühzeitig kommuniziert.
Sprache und Kommunikation
- Ein kleiner „Vegan-Passport“ oder eine vegane Übersetzungskarte (z. B. „ohne Milch, ohne Ei, kein Honig“) kann helfen, besonders in Ländern mit Sprachbarrieren.
- Lokale Wortlisten: Notiere wichtige Begriffe wie „kein Fleisch“, „kein Käse“, „pflanzlich“, „Milchprodukt“ in der Landessprache.
Route & Verpflegung unterwegs
- Plane deine Reiseroute mit veganen Zwischenstationen: Markiere Restaurants/Cafés auf dem Weg, Einkaufsmöglichkeiten oder Märkte.
- Pack praktische Snacks und Notrationen ein: Nüsse, Trockenfrüchte, Müsliriegel, Getreideflocken – ideal für Zugfahrten oder lange Etappen.
- In Flugzeugen kann man oft Spezialmahlzeiten vorbestellen (z. B. als „Special Meal“). Damit vermeidest du, dass du überrascht wirst.
Unterwegs: Tipps für den Alltag
Restaurants & Essenssuche
- Nutze Apps wie Happy Cow oder Vanilla Bean zur Suche nach veganen Lokalen weltweit.
- Überprüfe Speisekarten digital oder über Fotos vorab, sofern möglich.
- International bekannte Küchen (asiatisch, indisch, mediterran) bieten oft Basisgerichte, die sich leicht veganisieren lassen (z. B. Gemüse-Curry, Nudelgerichte, Reis mit Gemüse).
- Frage freundlich und konkret: Viele Köche sind offen für Anpassungen, z. B. „ohne Butter“, „ohne Käse“.
- In Regionen mit stärker fleischbasierter Küche: Gesunde Grundnahrungsmittel wie Hülsenfrüchte, Gemüse, Reis & Brot nehmen eine größere Rolle ein.
Transport & Zwischenstopp
- In Zügen oder auf Busreisen: Vorab Verpflegung einpacken, da vegane Optionen nicht immer vorhanden sind.
- Bei Umstiegen oder Spätankünften: Plane flexible Optionen – auch Supermärkte oder Lebensmittelläden können kurzfristig helfen.
- Auf Märkten einkaufen: Frisches Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und lokale Speisen sind oft unverpackt und pflanzlich – ideal für veganes Reisen.
Kosmetika & Ausstattung
- Bring vegane Pflegeprodukte mit (Seife, Shampoo, Sonnencreme etc.) – Viele Hotels bieten konventionelle Produkte mit tierischen Bestandteilen oder Tierversuchen an.
- Achte auf das Material der Ausstattung: Bettdecken, Kissenfüllungen, Möbel (z. B. Leder) etc.
Achtsames Verhalten & Kultur
- Sei respektvoll gegenüber lokalen Essgewohnheiten und Traditionen – nicht jede Kultur versteht Veganismus sofort.
- Essensentscheidungen sind Teil deiner Reiseerfahrung – versuche, offen zu bleiben und gleichzeitig deinen Überzeugungen treu zu bleiben.
- In Gemeinschaften, in denen Tierprodukte kulturell tief verwurzelt sind, ist Sensibilität und Takt erforderlich.
Beispiele und Inspirationen für veganes Reisen
- In Deutschland gibt es zunehmend vegane Hotels, vegane Kurhotels und Bio-Bauernhöfe (siehe auch Bauernhofurlaub), die sich auf pflanzliche Ernährung einstellen.
- Im Blog-Bereich und Reiseportalen berichten viele Veganer*innen, dass sie auch in Regionen mit traditionell fleischlastiger Küche (z. B. Griechenland, Italien, kleinere Dörfer) durch Nachfrage, Kreativität und Geduld gute vegane Optionen fanden.
- In vielen europäischen Städten gibt es mittlerweile starke vegan-freundliche Restaurants und Cafés – was die Stadt zum guten Startpunkt für vegane Reisen macht.
Fazit & Einladung zum bewussten Reisen
Vegan Reisen ist keine Einschränkung, sondern eine bewusste Entscheidung, mit der du deine Werte in deine Reisen integrierst. Ja, es kann mehr Planung erfordern, aber es eröffnet auch neue Perspektiven: auf Geschmack, Kultur und Gemeinschaft. Du wirst Orte entdecken, in denen lokale Küche neu interpretiert wird, und bist Teil einer kleinen Bewegung, die zeigt: Reisen geht auch anders.