von Denise Pätzold
Geist & Seele
Im hektischen Alltag vergessen wir oft, wie wohltuend es ist, einfach kurz innezuhalten. Unser Körper braucht regelmäßig Momente der Ruhe, damit sich Nervensystem, Geist und Herz wieder synchronisieren können. Schon fünf Minuten bewusste Erdung können helfen, Stress abzubauen, neue Energie zu tanken und innerlich wieder Stabilität zu finden.
Warum Erdung so wichtig ist
Erdung bedeutet, mit unserer Aufmerksamkeit aus dem Kopf zurück in den Körper zu kommen – dorthin, wo wir Halt finden. Wenn wir uns auf unsere Sinne, unseren Atem oder den Kontakt zum Boden konzentrieren, signalisiert das Gehirn: Ich bin sicher. Dadurch senken sich Puls und Muskelspannung, die Atmung vertieft sich, der Geist wird klarer.
In der heutigen Zeit sind wir oft „oben“ – im Denken, Planen, Reagieren. Erdung bringt uns „nach unten“ – in den Moment, in die Körpermitte, ins Spüren. Sie wirkt wie ein Anker: stabilisierend, klärend und wohltuend verbindend. Kurze Pausen helfen, nicht nur zu funktionieren, sondern wieder zu sein.
Übung 1: 4–6 Atem mit Körperanker (Atem & Achtsamkeit, 5 Minuten)
Ziel: Nervensystem beruhigen, Präsenz stärken.
Schritte (ca. 5 Min.):
- Ankommen (30 Sek.)
Sitz aufrichten, Füße spüren, eine Hand auf Bauch, die andere aufs Herz. - Atem zählen (3 Min.)
Einatmen 4 Zählzeiten durch die Nase, Bauch hebt sich. Ausatmen 6 Zählzeiten sanft durch den Mund oder die Nase, Bauch sinkt. Gedanken kommen? Wahrnehmen, weiterzählen. - Achtsamkeitsfokus (1 Min.)
Spüre unter den Händen den Atemrhythmus. Leise benennen: „Ein…“ / „Aus…“. - Abschluss (30 Sek.)
Schultern lösen, einmal gähnen oder seufzen (Druck ablassen), nachspüren.
Warum es wirkt: Verlängertes Ausatmen aktiviert den Parasympathikus; Hand-auf-Herz/Bauch verstärkt das Sicherheitsgefühl und die Körperwahrnehmung.
Übung 2: Mikro-Körperscan + „Physiologischer Seufzer“ (Spannung lösen, 5 Minuten)
Ziel: Muskelspannung abbauen, Geist klären.
Schritte:
- Physiologischer Seufzer (1 Min.) - Zweistufiges Einatmen:
kurz ein (Nase), mini-Pause, noch einmal nach-ein (Nase) bis „voll“, lang aus durch den Mund. 5–6 Wiederholungen. - Mini-Scan (3 Min.) – Wandere innerlich:
Stirn → Kiefer → Nacken/Schultern → Brust → Bauch → Becken → Beine → Füße. Bei jedem Bereich: Anspannen 3 Sek., lösen 6 Sek., ausatmen. - Schluss (1 Min.) – Hände reiben, Wärme ans Herz legen, ein Wort wählen:
ruhig, getragen, klar.
Warum es wirkt: Der Seufzer reduziert CO₂-Anstau & Atemflachheit, der Spannungs-/Lösezyklus signalisiert Sicherheit – der Körper darf loslassen.
Warum fünf Minuten genügen
Schon wenige Minuten bewusste Ruhe verändern unsere Körperchemie. Das Stresshormon Cortisol sinkt, die Herzfrequenz beruhigt sich, das Immunsystem wird gestärkt. Noch wichtiger: Der Geist bekommt Raum zum Atmen. Diese Mikro-Pausen schaffen Inseln der Achtsamkeit – kleine Momente, die uns über den Tag tragen.
Regelmäßige Erdung macht uns widerstandsfähiger, zentrierter und ruhiger im Umgang mit Herausforderungen. Sie erinnert uns daran, dass wir Halt nicht im Außen finden müssen, sondern in uns selbst.
Häufige Fragen & Tipps
- Keine 5 Minuten? 3 Runden 4-6 Atem dauern <1 Minute – besser kurz als gar nicht.
- Bei innerer Unruhe: Zuerst Bewegung (z. B. 30 Sek. lockeres Ausschütteln), dann Übung 1.
- Beim Einschlafen: Übung 1 im Liegen mit längerer Ausatmung (bis 8 zählen).
Mini-Checkliste (für deine Pinnwand)
- Füße am Boden spüren
- Schultern weich, Kiefer locker
- 5 Zyklen 4-6 Atem
- Ein Wort für den Tag: klar – ruhig – stabil