von natürlich Sein Redaktion

Geist & Seele

Was ist losgelöste Achtsamkeit?

Losgelöste Achtsamkeit hat ihren Ursprung in der Metakognitiven Therapie. Sie ist keine Form von Meditation oder Entspannung. Losgelöste Achtsamkeit ist die innere Art und Weise wie wir unsere inneren Ereignisse (Gedanken, Emotionen, innere Bilder) interpretieren. Mit Hilfe dieser Technik entwickelt sich eine flexible Kontrolle über die eigenen Denk- und Aufmerksamkeitsprozesse. Aus metakognitiver Sicht sind Gedanken innerer Ereignisse mit denen man lernen kann selbstverantwortlich umzugehen.

Grundprinzipien losgelöster Achtsamkeit

Achtsamkeit

Auftretende Gedanken und Emotionen werden auf der Metaebene wahrgenommen. Es bleibt was es ist, ein bewusstes Wahrnehmen innerer Ereignisse. Die Aufmerksamkeit bleibt dabei nicht an den Ereignis haften. Es entsteht ein flexibles Richten auf innere Bilder und verschiedene Gedanken.

Losgelöstheit

In dem man die eigene Perspektive des inneren Beobachters einnimmt, löst man sich von den Gedanken, Vorstellungen und Emotionen. Es erfolgt ein Verzicht auf die Auseinandersetzung mit dem wahrgenommenen inneren Ereignis. Den Zustand der losgelösten Achtsamkeit kann man auch mit dem „Nichts-Tun“ gleichsetzen. Es erfolgt kein Nachdenken über die eigenen Gedanken, Emotionen und inneren Bilder. Losgelösheit ist somit ein Erleben des eigenen Innenlebens als von dem eigenen Selbst getrennt. Der Beobachter beobachtet.

Die 3 Ebenen von Reaktionsmöglichkeiten

Denkprozesse verringern

Unser Gehirn hat täglich mehrere tausend spontan auftretenden Gedanken. Das Gehirn befindet sich sozusagen ständig im Dauermodus. Dies kann für uns nützlich und hilfreich sein. Manchmal verschlimmert sich jedoch eine Situation wenn man automatisch und dauerhaft darüber nachdenkt. Dies kann zu psychischen Auffälligkeiten bis hin zu Störungen führen. Losgelöste Achtsamkeit stellt das dauerhafte ungünstige Nachdenken ein.

Verhaltensstrategien entwickeln

Genau wie bei den Gedanken, haben wir täglich tausende automatische Verhaltensweisen. Innere Programme und Muster nach denen wir handeln. Losgelöste Achtsamkeit ist ein bewusstes Entscheiden was man tut. Egal welche Gedanken und Empfindungen hochkommen, durch losgelöste Achtsamkeit schenken wir Ihnen keine Reaktion und bringen somit unser Gedankenkarussell zum stillstand.

Selbstwahrnehmung anpassen

Wenn wir unsere Gedanken im Objektmodus halten, habe die Gedanken einen Einfluss auf uns Menschen. Von depressiven Menschen wird z. B. häufig berichtet, dass sie ständig negative Gedanken über das eigene Selbst denken, wie etwa „Ich bin nichts wert“. Durch losgelöste Achtsamkeit werden wir zum Beobachter und können uns von unseren Gedanken lösen. Wir erkennen diese Gedanken nicht persönlich zu nehmen und schaffen dadurch Abstand. Es sind automatische negative Gedanken, nicht mehr und nicht weniger. Man kann auch humurvoll mit deinen eigenen inneren Gedanken umgehen in dem man sich sagt: „Was mein Gehirn schon wieder für verrückte Gedanken erschafft, nur wildes Chaos.“

Nutzen von losgelöster Achtsamkeit

Bei der Anwendung von losgelöster Achtsamkeit distanziert man sich bewusste von inneren Erlebnissen. Die Folge ist, dass die eingehenden Gedanken und Emotionen an Intensität verlieren. Gleichzeitig werden automatische Reaktionen auf der Nachdenkenden Ebene gestoppt. So kann man selbstverantwortlich entscheiden ob sich dieser Gedanke, die inneren Bilder und Gefühle hierbei lohnen. Man erhält somit die Kontrolle über die eigenen Reaktionen zurück und das Gefühlsleben kann sich wieder normalisieren. So können die eigenen Herausforderungen im Leben wieder besser gemeistert werden.

Übung zur losgelösten Achtsamkeit

Die folgende Übung ist eine wunderbare Möglichkeit um das Verständnis von losgelöster Achtsamkeit zu vertiefen.

„Wohin will ich Reisen“ - Die Zug Übung

Stelle dir dein Bewusstsein wie ein großer Bahnhof mit vielen Gleisen vor. Es ist viel los und es gibt Gleise mit vielen Zügen und Gleise die leer sind. Einfahrende Züge und ausfahrende Züge. Andere Züge bleiben eine Weile im Bahnhof stehen. Es gibt hier im Bahnhof des Bewusstseins laute ohrenbetäubende Geräusche während ein Zug einfährt. Auch sehr schon anzusehende Züge und eher alte schmutzige Züge.

  • In welchen Gedankenzug möchtest du einsteigen?
  • Welcher ist der beste Zug für dich?
  • Wählst du den lautesten Zug, weil er so wichtig erscheint oder den unschönen Zug, weil du ihn im Auge behalten möchtest?

Bei der Wahl seines Zuges darf man dies von seinem Ziel abhängig machen. Man darf sich auch erinnern, wenn man schon in einen Gedanken-Zug einsteigen möchte, dann sollte sich dieser auch als Vorteil im Leben erweisen. Es wird an anderen Gleisen weiterhin viel los sein, Züge werden kommen und gehen. Wir können sie kommen lassen und nicht darauf reagieren.

Unglückliche Menschen wählen meist Kriterien aus, die ihnen nicht gut tun. Meist sind das Züge mit viel „Getöse“sowie Züge die besonders häufig in den Bahnhof ein und wieder ausfahren.

Losgelöste Achtsamkeit ist nicht

Losgelöste Achtsamkeit ist keine Strategie um unliebsame Gedanken, Vorstellungen und Gefühle zu vermeiden. Sie basiert eher auf die Änderung der eigenen Sicht darauf. Unangenehme Gefühle und Gedanken gehören zum Mensch-Sein dazu. Wir alle haben sie ab und zu. Durch den Wechsel von Objektmodus in den metakognitiven Modus unterbrechen wir jedoch diese automatischen Denk- und Aufmerksamkeitsprozesse. So erhalten wir die Kontrolle über den bewussten Einsatz des Denkens zurück. Nachdenken darf sich also lohnen für uns!

Buch- & Lesetipps

Anti-Grübel-Strategien

Mehr Kontrolle über die eigenen Gedanken durch losgelöste Achtsamkeit

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